Am Reformationstag, den 31.10.2017 habe ich den folgenden Leserbrief an die Neue Osnabrücker Zeitung gesandt:
Die Verehrung Martin Luthers hat in Deutschland Tradition. Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung
, tönte 1923 der Mann, der zehn Jahre später deutscher Reichskanzler werden sollte. Er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen
, führte er weiter aus. Noch einmal, fünf Jahre später, tat der evangelische Landesbischof Martin Sasse nach den Novemberpogromen kund: Am 10. November 1938, an Luthers Geburtstag, brennen in Deutschland die Synagogen. Vom deutschen Volk wird […] der gottgesegnete Kampf des Führers […] gekrönt.
In der Tat: Luther sah in den Juden unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück
und entwickelte einen 7-Punkte-Plan zur Zerstörung jüdischer Synagogen und Häuser, zur Inhaftierung und Zwangsarbeit bis hin zum Mord an Rabbinern. Man mag Luther als Kind seiner Zeit ansehen, mag unterstellen, er sei unkritisch der herrschenden Meinung gefolgt. Das ist erstens falsch und tut zweitens nichts zur Sache. Mir ist wesentlich, dass ein wichtiger Vordenker des Holocausts heute hier in Deutschland gefeiert wird.
Ich folge dieser Tradition nicht.
Dr. Jochen Lengerke
Diese Helden des unerschrockenen Journalismus wagten nicht, diesen Brief abzudrucken.