Gewöhne dich daran zu glauben, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat. Denn alles, was gut, und alles, was schlecht ist, ist Sache der Wahrnehmung. Der Verlust der Wahrnehmung aber ist der Tod. Daher macht die richtige Erkenntnis, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat, die Vergänglichkeit des Lebens zu einer Quelle der Lust, indem sie uns keine unbegrenzte Zeit in Aussicht stellt, sondern das Verlangen nach Unsterblichkeit aufhebt. […] Das schauerlichste aller Übel, der Tod, hat also keine Bedeutung für uns; denn solange wir da sind, ist der Tod nicht da, wenn aber der Tod da ist, dann sind wir nicht da.
Dieser bemerkenswerte Ausspruch stammt von Epikur, meinem Lieblingsphilosophen des Altertums. Ich kenne und nutze dieses Zitat seit vielen Jahren. Ich habe es unlängst in der Anthologie Atheistisch glücklich sterben
wiederentdeckt. Auch die übrigen Zitate in diesem Exkurs habe ich in diesem Werk gefunden.
Vor geraumer Zeit wurde ich gefragt, wohin ich meiner Meinung nach mit meinem Sterben ginge. Ich antwortete: Dahin, wo ich vor meiner Zeugung war.
Der römische Dichter und Philosoph Lukrez bemerkte dazu:
Aus der Tatsache, dass die Zeit vor meiner Zeugung nicht schlecht war, darf ich schlussfolgern, dass die Zeit nach meinem Tod nicht schlecht sein kann.
Mit den Worten des US-amerikanischen Philosophen Thomas Nagel:
Und die dritte Schwierigkeit betrifft die […] Asymmetrie zwischen unseren Einstellungen gegenüber posthumer und pränataler Nichtexistenz. Wie kann die erstere schlecht sein, letztere aber nicht?
Es gibt eine große Zahl von tröstlichen und heiteren Zitaten aus allen Zeiten in dieser Richtung, dass wir nämlich den Tod nicht fürchten müssen. Diese naturwissenschaftlich‚ wohlbegründete Erkenntnis steht im Gegensatz zu häufig von Religionen vorgebrachten Behauptungen, nämlich, dass uns Heulen und Zähneklappern droht, wenn wir als menschliches Unkraut
(!) enden.
Freilich: Es ist noch keiner wiedergekommen, wie der Volksmund sehr richtig feststellt. Dieses Faktum berechtigt aber nicht, aus purem Machtkalkül (Leicht-)Gläubige mit frei erfundenen höllischen Hirngespinsten zutiefst zu ängstigen. Das gilt selbstverständlich auch für jegliche zusammenfantasierte Version vom Himmel oder Paradies.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass jegliche religiöse Aussage zum Jenseits getrost als Unsinn verworfen werden kann. Naturwissenschaftliche Hypothesen sind dagegen so weit wie möglich fundiert und widerspruchsfrei. Sie kommen ohne Zuckerbrot (Himmel) und Peitsche (Hölle) aus und sind nicht von Machtkalkül geleitet. Auch der religiöse Wahn hinsichtlich einer Seele
hält einer fundierten Betrachtung nicht stand, wie ich in meinem Exkurs Staub zu Staub ausgeführt habe.
Zum Thema Suizid habe ich einen weiteren Exkurs verfasst.
Ich denke, in Sachen Tod
ist folgende lateinische Spruchweisheit nicht die schlechteste Option:
Moritur et ridet.
Er stirbt und lacht dabei.