04 – Kaffee mit Fernanda

In der Tat war der Kaffee vorzüglich. Diesem aber galt nicht Max Interesse.

Ich will unbedingt mehr über diese Frau rauskriegen. Am besten, ich gehe einfach in die Offensive.

Deine Bemerkung über das Rattenhirn hat mich wirklich amüsiert, vor allem, weil der Vergleich besser passt, als du vielleicht glaubst. Auch das Verhalten von Ratten kann von Erregern manipuliert werden. Das ist ganz ähnlich wie bei den Ameisen, dozierte er.

Du meinst durch Toxoplasma gondii, erwiderte sie lässig, als gehörte das zur selbstverständlichen Allgemeinbildung. Die Biester machen die Ratten geil auf Katzenpisse und unvorsichtig. Vielleicht sind wir auch durch so was infiziert.

Die ist ja fantastisch! Unglaublich gut informiert und …

Es ist möglich, dass auch menschliches Verhalten von Mikroorganismen beeinflusst wird. Das war der Gegenstand meiner Forschung in den letzten Jahren, antwortete Max. Ich würde gerne wissen, wer du bist. Das mit der Reporterin des Philippine Daily Inquirer können wir doch wohl vergessen.

Ich habe tatsächlich mal für diese Zeitung gearbeitet, erklärte Fernanda. Bis vor knapp zwei Jahren. Dann trat durch ein Erbe eine Wende ein. Ich muss nicht mehr arbeiten und beschäftige mich nur noch mit Dingen, die mich wirklich interessieren.

… wie zum Beispiel Schafscheiß?

Ja, zum Beispiel. Ich verwende derartige Merkwürdigkeiten in meinen Büchern.

Du schreibst? Max war von dieser Idee mehr als angetan. Dazu hätte ich auch große Lust. Jetzt habe ich ja genug Zeit. – Allerdings will ich anderseits noch weiter forschen, wie ich schon sagte.

Das könntest du doch verbinden, etwa indem du für Laien verständlich über deine Arbeit referierst.

Könnte ich vielleicht machen, ja. Worüber schreibst du denn?

Aktuell über meine Jugend, über meine Zeit in verschiedenen katholischen Kinderheimen, über meine Zeit beim Daily Inquirer, den Wechsel ins Privatleben.

Das finde ich sehr interessant. Insbesondere wüsste ich gerne mehr über den Katholizismus in den Philippinen. Religion ist eines meiner Steckenpferde – und zwar im Sinne der entschiedenen Kritik. Aber leider muss ich zum Bahnhof. Mein Zug nach Hamburg wartet nicht auf mich.

Fernanda lachte. Was Religion angeht, bin ich ganz auf deiner Seite, das kannst du mir glauben. — Ich bringe dich zur Bahn.

Die Fahrt verlief schweigend. Er überreichte ihr schließlich seine Visitenkarte. Ich hätte dich gern zum Essen eingeladen, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Es verschlägt mich immer wieder mal nach Berlin. Wenn ich darf, melde ich mich dann bei dir.

Wenn ich darf … äffte Fernanda ihn nach. Selbstverständlich darfst Du. Du musst! Auch sie übergab ihre Karte. Beide stiegen aus Fernandas Sportwagen, umarmten sich dann länger und fester, als bei einer so kurzen Bekanntschaft zu erwarten, küssten sich sogar. Beide spürten füreinander tiefe Sympathie.