Ein Schienenfahrzeug rollt auf mehrere Menschen zu. Sie können eine Weiche umstellen, sodass es statt mehrerer nur
ein Opfer gibt. Was tun Sie?
Aus der Annahme des unendlichen Wertes des Menschen ergibt sich:
2⋅∞ = 1⋅∞ = ∞
Das Problem ist mathematisch wohl nicht lösbar – gleichwohl würden die meisten die Weiche umstellen, den Einzelnen also zugunsten der Mehreren opfern. In Deutschland täten das 82%, wie per Umfrage geklärt wurde. Auch ich würde intuitiv so entscheiden, also das Leiden im Sinne des negativen Utilitarismus minimieren wollen: Ein Toter statt mehrerer.
Ich möchte das Problem abwandeln: Der potenzielle Weichensteller befindet sich nun selbst auf dem Nebengleis, mit Funk-Steuergerät ausgestattet. In diesem Fall kann man schwerlich von ihm verlangen, die anderen zu retten, sich also zu suizidieren. Das freilich impliziert, dass er seinen Wert höher veranschlagt als den der anderen.
3. Alternative: Ich beordere den Entscheider zurück und kommandiere sein Kind auf das Nebengleis. Auch jetzt, meine ich, wäre die Forderung, die Weiche umzustellen, nicht realistisch und auch nicht menschlich. Allerdings auch hier wieder: Der Wert des Kindes wird höher eingeschätzt als der Fremder.
4. Alternative: oder gar …
Das Problem des Weichenstellers mit den diversen Alternativen bietet Stoff für viele philosophische und juristische Diskussionen. Ich will hier auf die Frage nach dem Wert hinaus. Es zeigt sich, dass es schon schwierig ist, den Wert Fremder nur nach deren Anzahl festzulegen. Um so schwieriger ist es, wenn Nahestehende involviert sind – oder gar man selbst. Es ist nicht gesagt, dass diese Nahestehenden oder man selbst höher eingeschätzt werden. Es gibt merkwürdige Konstellationen. Ich will hier nur feststellen: Die Bewertung erfolgt unterschiedlich – und zwar nach subjektiven Kriterien und keineswegs objektiv (, was ja, wie schon belegt, gar nicht möglich ist).
Wert
ist also Resultat der persönlichen Wertschätzung, eine unvoreingenommene Einschätzung nach sachlichen Kriterien ist nicht möglich, wie auch bei Würde
und Ehre
nicht. Das kann man leicht übersehen, was ja auch regelmäßig passiert.