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Nicht selten kommt es vor, dass die Gelenkflächen derartig verschlissen sind, dass durch eine arthroskopische Knorpelglättung oder eine Gelenkumstellung nichts mehr zu erreichen ist. Das ist spätestens dann der Fall, wenn der Knorpel völlig abgerieben ist. In einem solchen Fall oder wenn z.B. Rheuma das Gelenk zerstört hat, ist der künstliche Ersatz der Gelenkoberflächen häufig eine günstige Alternative: Einerseits wird hierdurch die Beweglichkeit gebessert, anderseits können Achsen-Fehlstellung und Instabilität korrigiert werden. Ziel ist immer, Schmerz zu lindern und die Funktion zu bessern. 2010 wurden in Deutschland 400.000 künstliche Gelenke eingesetzt – am häufigsten Hüften (210.000), gefolgt von Kniegelenken (165.000).
Eine solche Total-Endo-Prothese, im Mediziner-Jargon: TEP, ist rechts abgebildet. Gelegentlich wird auch die Rückfläche der Kniescheibe ersetzt. Manchmal werden auch sogenannte Schlitten verwendet, die lediglich den inneren, seltener den äußeren Gelenkanteil ersetzen. Diese Technik hat den Vorteil einer schnellen Rehabilitation mit guter Beweglichkeit, ist aber nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich (Kapsel-Bandapparat intakt, übrige Gelenkfläche in Ordnung).
Es gibt eine Unzahl von verschiedenen Endoprothesen – für die Knie, vor allem auch für die Hüften, für die Schultern sogar für die Finger- und Zehengelenke. Für jedes Gelenk wiederum gibt es eine große Zahl von verschiedensten Typen, Designs und Material-Paarungen. Diese Implantate kann man nun wiederum zementieren
, also mit einer Plastik-Masse verankern, oder mit direktem Knochenkontakt einbauen, damit sie einwachsen.
Die Frage, welche Prothese / Material-Paarung / Operationstechnik / mit oder ohne Zement die beste ist, kann ich für mich rasch beantworten: Ich weiß es nicht. Es gibt gute Argumente für alle Verfahren, alle Verfahren haben ihre Fürsprecher, bei allen Verfahren kann es Fehlschläge geben. Die Erfahrung und das Geschick des Operateurs ist fraglos von ganz wesentlicher Bedeutung und scheint mir oftmals wichtiger zu sein, als Spitzfindigkeiten des Designs. Für die Knie-Prothese ist wesentlich, dass es verschiedene Grade der Verbindung zwischen den Prothesen-Teilen gibt – von ungekoppelten Modellen bis hin zu achsgeführten Scharnierprothesen. Hier wesentlich, wie stabil der Bandapparat ist und ob ein knöcherner Substanzdefekt vorliegt.
Ein neuer Trend sind Operationsroboter. Die Anhänger dieser Methode – das sind nicht zuletzt die Hersteller dieser sündhaft teuren Maschinen – behaupten, dass man so sehr viel genauer operieren könne. Allerdings verlängert sich die OP-Dauer selbst beim geübten Anwender um 10 bis 20 Minuten. Ein Beweis, dass die Ergebnisse tatsächlich besser sind, steht noch aus. Ganz sicher ersetzt die computergesteuerte Navigation nicht den versierten Operateur!
Die Endoprothetik gehört ganz fraglos zu den ganz großen Errungenschaften der modernen Medizin. Patienten, die sonst durch Schmerz und Bewegungsunfähigkeit schwerst invalidisiert wären, können hierdurch ein weitgehend normales Leben führen.
Risiken birgt freilich auch die Endoprothetik. Es handelt sich um eine verhältnismäßig große und anspruchsvolle Operation. Sie gehört zwar inzwischen in entsprechend spezialisierten Kliniken zu den Routine-Eingriffen; eine Erfolgsgarantie aber wird kein seriöser Arzt geben. Neben den für Operationen üblichen Risiken wie Infektion durch Bakterien und Blutgerinnsel-Bildung in den Adern [Thrombose] droht bei der Endoprothetik insbesondere das Problem der Lockerung, sowohl bei zementierten Prothesen als auch bei unzementierten. Es gibt definitiv keinen Gelenk-Ersatz, bei dem dieses Risiko ausgeschlossen wäre und es ist so etwas auch nicht in Sicht. (Das wird zwar immer wieder lautstark behauptet – bei der Relativierung dieser Euphorie werden regelmäßig leisere Töne angeschlagen.) Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass Patienten, deren Knie ersetzt wurde, im statistischen Mittel nicht ganz die Lebensqualität erreichen, wie die mit einem gesunden Gelenk.
Trotzdem: Hätte ich die Wahl zwischen einem isolierten verbitterten Leben im Rollstuhl einerseits und der immerhin recht guten Chance auf ein gut und schmerzfrei funktionierendes Gelenk, so würde ich mich für zweiteres entscheiden. Weil ich mir des Risikos voll bewusst bin, würde ich mich allerdings nur dann operieren lassen, wenn meine Lebensqualität tatsächlich entscheidend gemindert wäre und andere Behandlungsmöglichkeiten, wie Disziplin, Krankengymnastik, sonstige physikalische Therapie, Medikamente ausgeschöpft wären.
Den korrekten Sitz der Prothese kann man im Röntgenbild kontrollieren.
Wer mag, kann sich hier Bilder einer solchen Operation ansehen.