Exkurs:
Abrogation

Diskussionen über den Islam führen immer wieder zu Irritationen: Islam-Kritiker zitieren regelmäßig widerwärtige Passagen aus dem Koran. Ebenso regelmäßig wird das von Muslims zurückgewiesen. Beliebt ist die Behauptung, es handele sich um falsche Übersetzungen. Das allerdings ist Unsinn. Die menschenverachtenden Passagen im Koran sind eindeutig. Es gibt allerdings auch durchaus humanistisch anmutende Stellen.

Als Beispiele seien angeführt

Sure 9,5:
[…] tötet die Heiden, wo ihr sie findet, greift sie, umzingelt sie und lauert ihnen überall auf!

Sure 2,256:
In der Religion gibt es keinen Zwang

Der Medizinhistoriker Prof. Dr. Armin Geus leitet hieraus die Diagnose der Schizophrenie ab. Es gibt eine Unzahl von derartig widersprüchlichen Aussagen allein im Koran – von weiteren verbindlichen Aussagen, wie Hadithen (angebliche Aussprüche und Handlungen des Propheten), ganz zu schweigen. Die Unstimmigkeiten muten geradezu pathologisch an. Der ehemalige Islamist Hamed Abdel-Samad vermutet Paranoia. Sie sind nicht die einzigen, die hinter den prophetischen Wahnvorstellungen eine manifeste Geisteskrankheit sehen. Andererseits haben die göttlichen Eingebungen des Mohammed auch ausgesprochen praktische Aspekte.

Erhellend ist es, eine sinnvolle Ordnung in die Koran-Suren zu bringen. Traditionell werden sie absurderweise nach Länge sortiert. Es ist vernünftiger, sie in der Reihenfolge ihrer Entstehung zu lesen. Dabei fällt auf, dass die frühen Texte zum Teil durchaus akzeptabel sind. Sie wurden in Mekka geschrieben. Die späteren aus Medina sind zu erheblichen Teilen indiskutabel. Sie sind Basis für die verbrecherische Ideologie des Islamischen Staats.

Dieser bemerkenswerte Sinneswandel muss nicht ausschließlich Ausdruck einer Psychopathologie sein. Er könnte auch als realistische Einschätzung der tatsächlichen Möglichkeiten verstanden werden. Als Mohammed in Mekka lebte, war er noch unbedeutend. Wegen seiner Fantastereien wurde er ausgelacht. Seine Gefolgschaft bestand im Wesentlichen aus seiner 15 Jahre älteren Frau Khadidscha. Damals war er durchaus verträglich. Später dann, als er mit viel Geschick und wenig Skrupel immer mehr Macht angehäuft hatte, wandelte er sich das ins Gegenteil. Seine Visionen wurden nicht mehr als lächerlich, sondern (ebenfalls zu Recht!) als bedrohlich empfunden. Nebenbei sei angemerkt, dass sich auch seine sexuelle Orientierung ins Gegenteil wandelte. Als etwa 50-Jähriger heiratete er die sechs Jahre alte Aischa – er vergewaltigte sie angeblich erst drei Jahre später. Jawohl: vergewaltigte! Es gibt keinen einvernehmlichen Sex eines Pädokriminellen mit einer 9-Jährigen – und mit Babys schon gar nicht.

Wie nun soll ein gläubiger Muslim, dessen einzige und unbedingte Richtschnur die Aussagen dieses famosen Propheten sind, mit solchen Widersprüchen umgehen? Die dämliche Ausrede der falschen Übersetzung glaubt er ja selber nicht.

CANCELLED

Die Lösung lautet Abrogation: Die späteren Verse des Koran revidieren die früheren, wenn sich Widersprüche auftun. Das Problem ist, dass Mohammed sich zum Negativen entwickelte. Wenn man konsequent dem Prinzip der Abrogation folgt, sind die Götzendiener zu töten. Der Vers von der Ablehnung des Zwangs in der Religion taugt dann lediglich zur Irreführung von Kritikern oder aber zur Selbstbeschwichtigung derer, die die Konsequenzen aus ihrer Religion nicht wahrhaben wollen.

Es gibt viele, sehr viele Muslime, die das fatale Prinzip der Abrogation nicht kennen. Von den anderen gibt es wiederum viele, die das für sich ablehnen, die sich also an den frühen, den mekkanischen Versen orientieren. Sie stellen sich damit aber gegen den Koran (2,106):

Wenn wir einen Vers [aus dem Wortlaut der Offenbarung] tilgen oder in Vergessenheit geraten lassen, bringen wir (dafür) einen besseren oder einen, der ihm gleich ist. Weißt du denn nicht, dass Gott zu allem die Macht hat?

Die Mörder des Islamischen Staates – und das sind ebenfalls nicht wenige Muslims – vollziehen die pathologische Wandlung ihres Propheten ohne jede Skrupel nach. Sie können das nach der abstrusen Logik des Koran auch schlüssig begründen, wie ich in meinen Gedanken zum Islam nachweise.

Immer wieder wird von Vertretern bestimmter Auffassungen des Islams behauptet, die Vertreter anderer Auffassungen würden nicht den wahren Islam repräsentieren, ihn gar verraten. Die hiesigen Medien zitieren in der Regel Muslims, die behaupten, einen friedlichen Islam zu propagieren. Selbstverständlich behaupten die Kämpfer des Islamischen Staates, dass ein sich gemäßigt gebender Islam Verrat wäre. Was also ist wahrer Islam, was ist wahre Religion? Dem habe ich einen Exkurs gewidmet.

siehe:

Text

Gedanken zum Islam

Stichworte

Religion als Etikett

Taqiyya

wahre Religion