Immer wieder trifft man – gerade bei den übelsten Typen – auf eine quasi-religiöse Verehrung, wie etwa in der Ode an Stalin. Noch deutlicher wird der religiöse Bezug bei Hitler. Die Nazi-Mädchenorganisation BDM verballhornte sogar das Vaterunser, das in der neuen Form mit Inbrunst rezitiert wurde.
Adolf Hitler, du bist unser großer Führer,
Dein Name macht die Feinde erzittern,
Dein Drittes Reich komme,
Dein Wille sei allein Gesetz auf Erden
Laß uns täglich deine Stimme hören,
Und befehle uns durch deine Führer,
Denen wir gehorchen wollen unter Einsatz
Unseres eigenen Lebens.
Das geloben wir.
Heil Hitler!
Allzu sehr hatte es der Führer dann aber doch nicht mit der Religion – außer der ihn vergötternden, freilich. Die NS-Führung und oberste Parteispitze verfasste folgenden Text:
Ohne Durchschlag,
14. August 1943
Streng reservat.
Nur für den Führer bestimmt.
IV. Sitzungsbericht; Vorschlag VI.
Nach Vornahme einiger Änderungen zur Vorlage an den Führer angenommen:
Sofortige und bedingungslose Abschaffung sämtlicher Religionsbekenntnisse nach dem Endsieg […] mit gleichzeitiger Proklamierung Adolf Hitlers zum neuen Messias. […] Der Führer ist dabei als ein Mittelding zwischen Erlöser und Befreier hinzustellen – jedenfalls aber als Gottgesandter, dem göttliche Ehren zustehen. Die vorhandenen Kirchen, Kapellen, Tempel und Kultstätten der verschiedenen Religionsbekenntnisse sind in „Adolf-Hitler-Weihestätten“ umzuwandeln.
Ebenso haben sich die theologischen Fakultäten der Universitäten auf den neuen Glauben umzustellen und besonderes Gewicht auf die Ausbildung von Missionaren und Wanderpredigern zu legen, die sowohl im Großdeutschen Reich als auch in der übrigen Welt die Lehre zu verkünden und Glaubensgemeinschaften zu bilden haben, die als Organisationszentren zur weiteren Ausbreitung dienen sollen. (Dabei fallen auch die Schwierigkeiten bei der geplanten Aufhebung der Monogamie weg – kann doch die Polygamie ohne weiteres als Glaubenssatz in die neue Lehre eingebaut werden.)
Als Vorbild des Gottgesandten möge die Figur des Gralsritters Lohengrin dienen, die keltisch-germanischer Fantasie entsprungen, bereits ein gewisses traditionelles Ansehen genießt (ähnlich wie die Sagengestalt Wilhelm Teils in der Schweiz seit langem zu einem Symbol geworden ist). Durch entsprechende Propaganda müsste die Herkunft des Führers noch mehr als bisher verschleiert werden, so wie auch sein künftiger Abgang einmal spurlos und in vollständiges Dunkel zu erfolgen hätte (Rückkehr in die Gralsburg).
Das Schreiben trägt die Anmerkung von Adolf Hitler:
Der erste brauchbare Entwurf! Zur Bearbeitung an Dr. Goebbels.