Die Heilige Schrift
wird noch heute von vielen Menschen als Wort Gottes
aufgefasst. Man frage mal den Verteiler des Wachturms an der übernächsten Ecke.
Diese Eckensteher geraten immer wieder in Erklärungsnöte, wenn sie mit dem heiligen
Text konfrontiert werden – auf einige Widersprüche sind sie geeicht, auf einige nicht. Einen solchen Widerspruch möchte ich hier aufzeigen. Gefunden hat ihn Karlheinz Deschner.
In 2. Samuel 12, 31 heißt es laut Luther:
Aber das Volk drinnen führte er heraus und legte sie unter eiserne Sägen und Zacken und eiserne Keile und verbrannte sie in Ziegelöfen. So tat er allen Städten der Kinder Ammon.
Das ist eine eindeutige Beschreibung eines Völkermordes. Diese, auch von den Nazi-Bischöfen vertretene Ideologie, ist derzeit nicht mehr „in”. Drum heißt es heute schamhaft in allen modernen Bibelübersetzungen:
Auch ihre Einwohner führte er fort und stellte sie an die Steinsägen, an die eisernen Spitzhacken und an die eisernen Äxte und ließ sie in den Ziegeleien arbeiten. So machte er es mit allen Städten der Ammoniter.
Aus einem Genozid wurde per Fälschung der Heiligen
Schrift Zwangsarbeit gemacht. Genau so haben die Nazis ihre Konzentrationslager verkauft.
Dieses Beispiel – sehr viel weitere lassen sich finden – zeigt eindeutig: Die Aussagen in der Bibel werden nach Belieben zurechtgebogen. Das geschieht auch in diesem Beispiel, um das Gesicht (und damit die Macht über Gläubige) zu wahren. Das legt nahe, dass die Bibel und Gott zusammen gehören: Die Bibel ist eine Fälschung, Gott ist es auch.
Einen Beleg dafür, dass nicht nur einzelne Aussagen der Bibel verfälscht werden, sondern mitunter das ganze Machwerk selbst, hat die Brockhaus-Redaktion gefunden:
Eben nicht für jedermann geeignet.
1807, drei Jahre nach der Revolution auf Haiti, beschloss jemand, eine Bibel für karibische Sklaven herauszugeben, in der alles ausgelassen werden sollte, was zum Rebellieren anreizen könnte: »Select Parts of the Holy Bible, for the Use of
the Negro Slaves in the British West-India Islands«. Es war eine heftig gekürzte Fassung, die etwa die Versklavung der Israeliten in Ägypten enthielt, nicht aber, dass Moses sie in die Freiheit führt.
So entfernten die anonymen Herausgeber beispielsweise aus dem Brief an die Galater die Stelle 3,28: »Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.« Dafür stellten sie bewusst jene Stellen in den Vordergrund, die zu Gehorsam erziehen sollten, wie Epheser 6,5: »Ihr Sklaven, gehorcht den irdischen Herren mit Furcht und Zittern und mit aufrichtigem Herzen, als wäre es Christus …«
Es sei jedoch nicht verschwiegen: Manche haarsträubende Themen wurden noch(?) nicht zensiert. Ich habe, um hierfür nur ein Beispiel zu geben, der Barbarei an Kindern einen Exkurs gewidmet.
Ob gefälscht oder nicht – die Bibel strotzt vor Grausamkeiten. So fand das Theologische Seminar St. Chrischona in diesem Machwerk ungefähr 1.000 Stellen, die Gott in direkte Verbindung mit brutaler Gewalt bringen. An ca. 600 Stellen erzählt die Bibel, wie Völker, Könige oder einzelne Menschen sich grausam an anderen vergehen. An über 100 Stellen befiehlt Gott ausdrücklich, menschliches Leben zu vernichten.
Eine Reihe von Beispielen führte ich schon an. Alle 1.000 würden den Rahmen dieses Opus sprengen. Trotzdem seien hier doch noch einige Nettigkeiten zitiert:
Und ich will wilde Tiere unter euch senden, die sollen eure Kinder fressen und euer Vieh zerreißen und euch vermindern, und eure Straßen sollen verlassen sein.
Ist’s aber die Wahrheit, dass sie nicht mehr Jungfrau war, so soll man sie heraus vor die Tür des Hauses ihres Vaters führen, und die Leute der Stadt sollen sie zu Tode steinigen, weil sie eine Schandtat in Israel begangen und in ihres Vaters Hause Hurerei getrieben hat; so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegtun.
[…] Geht ihm nach durch die Stadt und schlagt drein; eure Augen sollen ohne Mitleid blicken und nicht verschonen. Erschlagt Alte, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Frauen, schlagt alle tot […]. Fangt aber an bei meinem Heiligtum! Und sie fingen an bei den Ältesten, die vor dem Tempel waren. Und er sprach zu ihnen: Macht den Tempel unrein, füllt die Vorhöfe mit Erschlagenen; dann geht hinaus! […]
Schließlich möchte ich darauf hinweisen, dass der Bibel durchaus auch grotesk-lustige Aspekte abgewonnen werden können, indem man sie wörtlich nimmt. Das wird deutlich im Exkurs Fragen an Fundamentalisten.
siehe:
Text
Was verlieren wir mit der Religion?
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