Die Macht des Klerus schien unüberwindbar. Er konstruierte und zementierte wirksame Denkverbote. Wer sich trotzdem seines Verstandes bediente, wurde unschädlich gemacht – wenn er großes Glück hatte, per Hausarrest wie Galilei. In der Regel aber wurden Kritiker auf grausamste Art zu Tode gefoltert. In beispiellosem Zynismus deutete die Kirche diese Verbrechen als Akt der Barmherzigkeit: Das verdiente
Höllenfeuer wurde in Form des zu minder schlimm
erklärten Scheiterhaufens vorweggenommen, der Gemarterte verbrenne also mit gnädig gewährter geringer Qual und geläutert.
Man mag versucht sein, solche Untaten als Verirrung einzelner Kleriker zu sehen, als Perversion des Gotteswortes
. Jesus, der Juniorchef persönlich, propagierte wiederholt die Ermordung Abtrünniger durch Verbrennen, beispielsweise in seinem Gleichnis vom Weinstock:
Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen.
oder noch eindeutiger menschenverachtend im Gleichnis vom Unkraut(!):
[38] Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen.[39] Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel.[40] Wie man nun das Unkraut ausjätet und mit Feuer verbrennt, so wird’s auch am Ende der Welt gehen.[41] Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun,[42] und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
Zum Junior-Chef gibt es noch vieles anzumerken. Ich habe diesem Thema einen eigenen Exkurs gewidmet.
Trotz der göttlich propagierten Verbrechen gab es Menschen, die opponierten. Ihr Drang nach eigener Erkenntnis war so groß, dass sie sich vom Terror der Kirche nicht abbringen ließen, selbst zu denken und ihre Gedanken unter Lebensgefahr zu äußern. Was bewegte sie, ihre Einsichten höher als ihr Leben zu stellen? Ganz sicher nicht Unkenntnis der kirchlichen Drohungen. Diese waren unmissverständlich, die Folter wurde oft öffentlich zelebriert.
Motivation dieser wahrhaften Helden des Geistes gründet fraglos auch im Drang nach Beantwortung der eingangs zitierten Warum-Fragen, jenen Fragen, die laut Luther des Teufels sind. Es hat immer herausragende Geister gegeben, die ihre Fesseln sprengen wollen.
Kant definierte:
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.
Angesichts der kirchlichen Hürden ist der Mangel der Entschließung und des Muthes verständlich, ist aber eben nicht zwangsläufig. Das gilt auch für persönliche Hürden, für die Trägheit des Geistes. Auch das lässt sich bei denkfähigen und informierten Menschen überwinden – es bedarf allerdings auch hier des Muthes, wie ihn Eva als erste aufbrachte. Hierzu ein etwas ausführlicherer Exkurs.
Entschuldigt sind Verwirrte, Menschen mit Mangel des Verstandes, an Vorstellungskraft und Nicht-Informierte. Zu den Letzteren gehören die Religionsgründer. Man kann Abraham seine Erfindung nicht vorwerfen. Im Bemühen, seine Welt zu begreifen, erschuf er Gott, respektive formte er bereits vorgefundene Fantasien um.
Sinn dieses Textes ist nicht, die im obigen Sinne Entschuldigten anzugreifen. Meine Aggression richtet sich gegen Verbrechen, die Religion eigentümlich sind, wie die Geschichte millionenfach beweist. Mein Appell richtet an die Denkfähigen: Sapere aude! Folter und Tod müssen sie in islamischen Ländern fürchten, hier in Europa weit weniger.
Es sei allerdings angemerkt, dass der islamische Terror auch bei uns Fuß fasst: Ehren
morde, Mordaufrufe gegen Salman Rushdie, gegen dänische Karikaturisten, vollzogener Mord an Theo van Gogh bis hin zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 … . Die Liste ist endlos. Nicht nur der Religionskritiker Christopher Hitchens hält die politisch korrekt gewähnte Appeasement-Haltung gegenüber diesem Islamfaschismus für wenig hilfreich: Sie ist das Gegenteil von Aufklärung.