Es ist letztlich unerheblich, wie die Kirche taktiert. Sie gerät von einem Dilemma ins nächste – und sie kann ihre Probleme nicht lösen. Sie ist gefangen in einem Weltbild, das für Abraham angemessen war. Das gilt für Judentum, Christentum und Islam. Sie alle sind dem Gottesglauben verhaftet. Gott als Erklärungsmodell ist durch die Evolution des Intellekts untauglich geworden – zumindest für jene, die an dieser Evolution teilhaben. Das sind jene, die in der Lage sind, die Komplexität der Welt zu erahnen und die Komplexität moderner Erklärungen, der Naturwissenschaften nämlich, zu begreifen.
Ein Wesen mit einem Flachauge ist mit einer hell ⁄ dunkel-Unterscheidung bestens bedient. Es kann sich zum Licht orientieren oder davon weg, je nach Überlebensvorteil. Ein Wesen mit einem komplexen Wirbeltierauge braucht ein differenzierteres Weltbild, um zu überleben. Es wäre absurd, zu fordern, dass Wirbeltiere nur hell ⁄ dunkel unterscheiden dürfen, dass sie also die Augenlider ständig geschlossen haben müssen.
Der Gottesglaube hat seinen Nutzen für Menschen mit einem geistigen Horizont von Wüstennomaden vor Tausenden von Jahren. Auch heutige Menschen, die nicht in der Lage oder nicht Willens sind, ihren Intellekt effektiv zu nutzen, profitieren von Religion; Menschen also, die ihre Augenlider aus irgendwelchen Gründen geschlossen halten, um im Bild zu bleiben.
Den größten Profit von Religion hat allerdings, wer andere Menschen hindert, die Augen zu öffnen. Er hat blinde Opfer, die er nach Belieben in die Irre führen kann. Das funktioniert freilich nur, bis die Verführten die Augen öffnen, selber sehen, selber denken.