Theodizee – ein weiteres Fiasko

Entweder will Gott die Übel beseitigen und kann es nicht:
Dann ist Gott schwach, was auf ihn nicht zutrifft,
Oder er kann es und will es nicht:
Dann ist Gott missgünstig, was ihm fremd ist,
Oder er will es nicht und kann es nicht:
Dann ist er schwach und missgünstig zugleich, also nicht Gott,
Oder er will es und kann es, was allein für Gott ziemt:
Woher kommen dann die Übel und warum nimmt er sie nicht hinweg?

Die Auseinandersetzung mit diesen Widersprüchen, hier formuliert vom griechischen Philosophen Epikur, nennt sich Theodizee. Ähnlich David Hume (1711 – 1776), schottischer Philosoph:

Will Gott Böses verhindern, kann es aber nicht? Dann ist er impotent.
Kann er es, aber will es nicht? Dann ist er bösartig.

Ununtertreffbar kurz formulierte der römiche Philosoph Boethius (480/485 - 524/526):

Si deus, unde malum? – Wenn Gott [existiert], woher [kommt dann] das Böse?

Klopapier

Es handelt sich um ein Dauerproblem der abrahamitischen Religionen. Im Zusammenhang mit furchtbaren Katastrophen stellen sich diese Fragen den verzweifelten Gläubigen besonders dringlich – seien es menschengemachte Verbrechen wie Kriege, seien es Naturkatastrophen, seien es existentielle Probleme anderen Kalibers (siehe Abbildung).

Besonders absurd ist, dass Gott sich mit der Schöpfung des vernunftbegabten Menschen selbst Probleme schafft, die er nicht lösen kann, an denen er zugrunde geht.

Es gibt eine Unzahl von Versuchen, diese Widersprüche aufzulösen. Das ist jedoch schlicht nicht möglich. Entsprechend abstrus sind die Bemühungen, das Unmögliche zu leisten. In diesem Zusammenhang wird von professionellen Vertröstern gern auf das widerliche Märchen von Hiob verwiesen: vielleicht nämlich hat der liebe Gott mal wieder eine ekelhafte, menschenverachtende Wette laufen. Hierzu habe ich an anderer Stelle das Nötige ausgeführt.

Die Rechtfertigungslehre meines besonderen Freundes Martin Luther ist eine weitere Abstrusität zum Thema.

Ein interessanter Ansatz zur Lösung des Theodizee-Problems ist die Feststellung, dass Gott abgrundtief böse ist. Hierzu gibt es reichlich Belege in der heiligen Schrift. Einem besonders widerlichen Aspekt habe ich einen kurzen Exkurs gewidmet.

Der Autor Christian Kalwas bezeichnet Gott gar als Arschloch, indem er die vermeintliche Allmacht Gottes mit den Defiziten seiner angeblichen Schöpfung konfrontiert. In einem ausführlichen Zitat wird das Auge als Beispiel angeführt.

Ich möchte mich der Diktion nicht unbedingt anschließen. In der Sache aber stimmt der Chef höchstselbst zu: Ich […] schaffe Unheil (Jesaja 45,7). Es geschieht kein Unglück und der HERR hat es nicht getan (Amos 3,6). Auch hinsichtlich Körperbehinderungen verkündet dieses A… (Pardon: Ich wollte mich ja eigentlich nicht anschließen.) stolz seine Urheberschaft (2.Mose 4,11).

Tatsächlich ist das Theodizee-Problem ganz einfach zu lösen: Gott kann und will die Übel der Welt nicht beseitigen, weil er nicht existiert.

Man kann es auch differenzierter betrachten und feststellen, dass Gott sehr wohl existent ist, nämlich als wahnhafte Konstruktion in den Köpfen Gläubiger. Als solche ist er in der Tat fähig zu wirken, nämlich Leiden zu schaffen – von absurden persönlichen Gewissenskonflikten über Ausschaltung natürlicher Hemmungen bis hin zu Massen vernichtenden Religionskriegen.


bete