Ich hege keine grundsätzlichen Aversionen gegen Blindenstöcke, egal ob es christliche, jüdische, muslimische oder sonstige sind. Für Blinde sind sie ein wichtiges Hilfsmittel, mit denen sie sich bemühen, ihre Umwelt zu erschließen. Verständlich, dass sie ihren Stock preisen, verständlich vielleicht auch, dass sie ihn in ihrer Blindheit für den besten aller denkbaren Blindenstöcke halten.
Tatsächlich ist es jedoch egal, zu welcher Religion der Stock gehört. Seine Funktion bleibt gleich. Gleich ist auch seine weite Unterlegenheit gegenüber einem sehenden Auge. Mit jedem Stock besteht zum Beispiel das Problem, an einer Litfaßsäule zu landen und zu meinen, es handele sich um eine endlose Mauer. Eine dieser Säulen heißt Theodizee.
Massive Aversionen allerdings hege ich gegen Bestrebungen, eigentlich Sehfähigen das Sehen verbieten, ihnen gar die Augen auszustechen und sie dann gnädig mit dem Stock zu versorgen. Das ist unmenschlich und zynisch. Blinde mit Hilfe des Stocks vorsätzlich zwecks Vergrößerung der eigenen Macht in die Irre zu leiten, ist ebenso ein Verbrechen. Es gibt die Tendenz der Blinden, mit ihren verschiedenen Stöcken aufeinander loszuschlagen – angezettelt durch die oben genannten zynischen Verbrecher. Auch das ist mir zuwider.
Es ist Aufgabe der Sehenden, die Blinden zu führen, so sie das zulassen. Unbedingt ist dafür zu sorgen, dass sie mit ihren Blindenstöcken kein Unheil anrichten. Besser ist es, die Blinden zu heilen, ihnen die Augen zu öffnen. Das gilt es mit Nachdruck zu betreiben – auch und gerade im Widerstand gegen jene, die das verhindern wollen, die Kirchen nämlich.